Donnerstag, 21. November 2024

Rezension: Wintergeister: Schaurige Geschichten für frostige Nächte

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Wintergeister - Schaurige Geschichten
für frostige Nächte
AutorInnen: Bridget Collins, Andrew Michael Hurley,
Jess Kidd, Catriona Ward, Susan Stokes-Chapman, Laura Purcell
Übersetzerin aus dem Englischen: Sibylle Schmidt
Erscheinungsdatum: 17.09.2024
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783755800286
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Das Buch „Wintergeister“ versammelt sechs Geschichten verschiedener AutorInnen und wird dem Untertitel „Schaurige Geschichten für frostige Nächte“ gerecht. Die Erzählungen sind jeweils rund vierzig Seiten lang und nehmen die Lesenden mit in vergangene Zeiten, die etwa fünfzig bis über zweihundert Jahre zurückliegen. Lange raschelnde Kleider der Damen, weitläufige Räumlichkeiten in Herrenhäusern und steife Umgangsformen tragen zu der durchgehend düsteren Grundstimmung bei.

Mal glaubt eine Schriftstellerin mit Schreibblockade einen Dämon zu sehen. In einer anderen Geschichte erfährt ein Schauspieler, der seit Jahren zu Silvester im gleichen Stück spielt, dass daran plötzliche Änderungen vorgenommen wurden. Ein älteres Waisenkind hat den Auftrag, einen Séancetisch zu bedienen. Eine andere Story handelt von einer jungen Frau, die mit einer nur für sie sichtbaren Kreatur spricht. Dagegen muss die Fächermacherin Honoria auf dem Weg zu ihrem Geschäft den sogenannten Witwenweg nehmen, was ein Pfad ist, der nur von einer hohen Hecke vom Friedhof verläuft. In der letzten Geschichte des Buchs erzählt eine Gouvernante den von ihr betreuten Kindern zur Abschreckung vom Kramper, der in manchen Gegenden eine den Nikolaus begleitende Schreckgestalt ist.

Vielleicht hört sich das Vorstehende nicht unbedingt schaurig an, aber den jeweiligen Gruselfaktor möchte ich nicht verraten. Geschrieben wurden die Erzählungen von den erfolgreichen Schriftstellerinnen Bridget Collins, Jess Kidd, Catriona Ward, Susan Stokes-Chapman, Laura Purcell sowie dem preisgekrönten Autor Andrew Michael Hurley. Beim Lesenden wird die Vorstellungskraft angesprochen, mit dem Gelesenen unerklärbare Phänomene zu verbinden. Wer sich gerne gruselt, der wird sein Vergnügen an jeder der schaurig-schönen Geschichten haben.

Samstag, 16. November 2024

Rezension: Herzklopfen im Handgepäck von Sarah Saxx

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Herzklopfen im Handgepäck
Eine Adventsromance zum Aufreißen in 24 Teilen
Autorin: Sarah Saxx
Erscheinungsdatum: 30.08.20204
rezensierte Buchausgabe: Hardcover
ISBN: 9783629010612
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Das Buch „Herzklopfen im Handgepäck“ von der Österreicherin Sarah Saxx ist ein Adventskalender mit einer Erzählung in Romanform, die auf 24 Tage aufgeteilt ist. Das Cover sorgt beim Betrachten dafür, dass man wünscht, eine weiße Weihnacht in den Bergen zu erleben. Der Titel glitzert festlich in erhabenen Buchstaben. Das Buch ist gefüllt mit ansprechenden bunten Illustrationen, die zur Geschichte passen. Vom Auto, welches vor einer Schneelandschaft ins Bild fährt, sieht man über die Tage hinweg immer mehr. Wie bei einem Daumenkino ergibt sich daraus eine eigene kleine Story. Verschiedene Rezepte zu Getränken und Gerichten, die im Buch eine Rolle spielen, finden sich ebenfalls zwischen den Kapiteln. Außerdem gibt es die Idee zu einem Spiel im größeren Kreis.

Der Roman enthüllt sich Tag für Tag erst nach dem Aufreißen oder -schneiden der perforierten Seiten, das geht auch mit einem Finger ganz gut. Meist sind es zwei Doppelseiten, die es täglich zum Lesen gibt. Gleich zu Beginn ist eine Playlist aufgeführt, die beim Hören für eine romantische Stimmung sorgt. Neben Merle als Protagonistin gibt es auch noch Lucas als Hauptfigur, die beide in der Ich-Form erzählen. Wer gerade an der Reihe ist, erfährt man am unteren Rand des jeweiligen Kalenderblatts.

Die in München lebende Merle und ihre drei Freundinnen Lia, Steffy und Viola haben schon vor einiger Zeit geplant, kurz vor dem Weihnachtsfest in die österreichischen Alpen zu fahren und dort in einer Berghütte die Festtage zu verbringen. Auch Steffys Bruder Jonas, Violas Freund Finn und Henry, ein Freund der jungen Männer, sind mit dabei. Erst vor Ort erfährt Merle, dass Jonas ebenfalls Lucas eingeladen hat. Vor ein paar Monaten ist Merle durch ihn in eine Situation gekommen, die sie beschämt hat. Daher stellt sie sich ihm gegenüber nun stur, ein Verhalten, dass Lucas nicht verstehen kann.

Im Laufe der nächsten Tage verfolgte ich ungeduldig, ob Merle Lucas gegenüber weiterhin unnahbar bleibt. Ihr Verhalten warf bei mir mehrere Fragen auf. Ob die beiden sich wieder annähern würden? Ob aus der Sympathie zu Henry oder Jonas mehr als Freundschaft werden könnte? Das Miteinander der Freunde und Freundinnen wirkt realistisch. Ihre Handlungen und Gefühle lassen sich leicht nachvollziehen. Obwohl Merle zunächst ablehnend auf Lucas reagiert, verläuft die Geschichte im friedvollen weihnachtlichen Sinne, auch weil die Charaktere sich respektvoll verhalten.

„Herzklopfen im Handgepäck“ von Sarah Saxx verbreitet als buchiger Adventskalender eine romantische Atmosphäre zur Weihnachtszeit mit einer Enemies-to-lover-Geschichte, die begleitet wird von schönen Illustrationen und Rezepten. Ich habe das Buch gerne genutzt und mich über die angenehme Lesezeit gefreut. 

Rezension: Tage einer Hexe von Genoveva Dimova


 Tage einer Hexe
Autorin: Genoveva Dimova
Übersetzer:innen: Andrea Wandel und Wieland Freund
Hardcover: 464 Seiten
Erschienen am 19. Oktober 2024

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Das neue Jahr steht kurz bevor, und die Hexe Kosara vertreibt sich die Zeit beim Kartenspielen in der einzigen geöffneten Schenke von Chernograd. Ein Fremder sitzt mit am Tisch, der sie überreden will, um ihren Hexenschatten zu spielen. Doch ohne ihren Schatten verliert eine Hexe ihre Magie und verschwindet allmählich – ein zu hoher Preis für Kosara. Dann schlägt es Mitternacht, und für die nächsten zwölf Tage werden die Monster durch die Stadt ziehen, unter ihnen auch der Zmey, der Zar aller Monster. Er hat noch eine Rechnung mit Kosara offen. Sie gerät in Bedrängnis und tauscht ihren Schatten gegen die Sicherheit von Belograd, der Stadt hinter der die Monster abwehrenden Mauer – mit dem Plan, ihn sich schnellstmöglich zurückzuholen. Doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht…

Eine Hexenfantasy, die sich an slawischer Mythologie bedient – das klang nach einem Roman ganz nach meinem Geschmack. Das Buch startet temporeich und spannend mit dem Beginn eines neuen Jahres und damit der Zeit der Schmutzigen Tage. Das bedeutet, dass zwölf Tage lang Monster wie Upire (Untote), Ruskalas (Geister von Untoten) und Rubas (monströse Vögel) ihr Unwesen in der Stadt treiben. Als Hexe ist Kosara gut gerüstet, ihre Schutzkreise können die Monster abwehren. Sie fürchtet sich lediglich vor dem Zmey, dem Zar der Monster. Die gemeinsame Geschichte der beiden wird zunächst nur angedeutet und ich war neugierig, mehr darüber zu erfahren.

Schon nach wenigen Seiten findet sich Kosara ohne Schatten auf der anderen, monsterfreien Seite der Mauer wieder. Es dauert jedoch nicht lang, da möchte sie am liebsten gleich wieder zurück und gegen den Zmey vorgehen. Vor diesem Hintergrund fand ich die Entscheidung, ihren Schatten herzugeben, sehr überstürzt und irrational – das ist aber auch die einzige Kritik, die ich an der Geschichte habe und schließlich müssen die Ereignisse irgendwie in Gang kommen. Was folgt ist eine aufregende Spurensuche, bei der ich immer wieder von Charakteren überrascht wurde und actionreiche Monsterkämpfe miterleben durfte. Besonders gut gefallen hat mir Kosaras ungewöhnliches Bündnis mit Asen, einem Polizisten aus Belograd, der offensichtlich etwas verheimlicht und seine ganz eigene Agenda verfolgt. Ich wurde von diesem Roman bestens unterhalten und vergebe daher eine große Leseempfehlung an alle Fans des Genres!

Donnerstag, 14. November 2024

Rezension: Spellshop von Sarah Beth Durst

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Spellshop - Vom Zauber der kleinen Dinge
Autorin: Sarah Beth Durst
Übersetzerin aus dem Amerikanischen Englisch: Aimée de Bruyn Ouboter
Erscheinungsdatum: 25.09.2024
Verlag: Fischer Tor (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783596710942
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Ein gemütlich aussehendes Häuschen mit altem Baumbestand und eine fliegende Katze auf einer endlos erscheinenden Treppe: das Cover des Buchs „Spellshop“ von der US-Amerikanerin Sarah Beth Durst ist einnehmend. Doch nicht nur der Auftritt nach außen hin ist magisch, sondern ebenfalls die Geschichte. Zurecht lautet der Untertitel „Vom Zauber der kleinen Dinge“. Beim Lesen des Titels fragte ich mich als Leserin unwillkürlich, welche Zauber in dem süßen Haus wohl angeboten würden und welche Person diese verkauft. Ob er, sie oder es selbst Magie anwendet und Gutes oder Böses im Sinn hat? Ich würde es bald erfahren.

Der Roman beginnt zunächst in Alyssium, der Hauptstadt des Inselreichs. Dort ist die blauhaarige Protagonistin Kiela Orobidan seit zehn Jahren in der Abteilung Natur der Bibliothek angestellt, wo es ihr möglich ist, zurückgezogen ihrer Arbeit nachzugehen und zu leben. Als im Land eine Revolution ausbricht und die Bibliothek in Flammen aufgeht, gelingt es ihr, einige Kisten mit Zauberbüchern, die sonst nur die Elite der Gesellschaft einsehen darf, zu retten. Mit einem Schiff flieht sie zur Insel Caltrey, auf der sie bis zum zehnten Lebensjahr aufgewachsen ist. An ihrer Seite ist das menschlich agierende Spinnenkraut Caz, das aus einem missglückten Zauberspruch hervorgegangen ist. Auf Caltrey werden die beiden freundlich empfangen und ziehen in das Cottage, das einmal Kielas verstorbenen Eltern gehört hat.

Die Protagonistin bleibt am Anfang den Inselbewohnern gegenüber misstrauisch. Sie hat Angst vor Strafe, welche deutlich spürbar ist, denn sie hat die Zauberbücher eigenmächtig mitgenommen. Bereits kurz nach ihrer Ankunft bemerkt sie, dass Flora und Fauna auf der Insel geschädigt sind, wodurch es den Einwohnern deutlich schlechter geht als früher, weil sich damals die Magie auf den Inseln besser verteilt hat. Spannung in der Geschichte entsteht dadurch, dass Kiela gerne helfen möchte. Zaubern ist streng verboten und ihr ist bewusst, wie schwierig es ist, aber sie würde es sich zutrauen. Sie zerbricht sich den Kopf darüber, auf welche Weise es ihr gelingen könnte, unentdeckt hilfreiche Sprüche anzuwenden. Aber nicht nur das lässt sie zögern, sondern auch die Folgen von fehlerhaftem Zaubern. Sie ist hin und hergerissen.

Der Charme der Erzählung ergibt sich aus dem liebevollen Zusammenspiel der Figuren. Kiela entwickelt sich in Folge ihrer Erfahrungen, die sie auf der Insel sammelt, stetig weiter. Ein gutaussehender, früherer Nachbarssohn beeindruckt Kiela mit seiner ruhigen, vor allem zu Beginn manchmal unbeholfenen, aber tatkräftigen Weise. Die ungewöhnlich aussehende Bäckerin und zwei ihrer Kundinnen haben eine herzliche und offene Art. Jedoch zeigt sich, dass jede Figur in ihrer Vergangenheit ihr Päckchen zu tragen hatte. Obwohl die Protagonistin weiterhin zurückgezogen leben wollte, kommt ihre Gesinnung diesbezüglich aufgrund der Freundlichkeit ihrer Mitmenschen ins Wanken. Natürlich gibt es auch unzufriedene und argwöhnische Personen. Anhand des Umgangs mit ihnen, erlebt Kiela ein Wohlgefühl, das durch Zusammenhalt entsteht. Seepferde, Wolkenbären und andere Ungewöhnlichkeiten sind abwechslungsreich und sorgen für einige Wendungen.

Sarah Beth Durst sorgt mit ihrem ruhig erzählten Fantasyroman „Spellshop“ für behagliche Lesestunden mit einzigartigen, liebenswerten ProtagonistInnen. Gerne vergebe ich eine Empfehlung an Lesende des Genres.

Sonntag, 10. November 2024

Rezension: Im Nordlicht von Miriam Georg

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Im Nordlicht (Band 2 von 2 der Nordwind-Saga)
Autorin: Miriam Georg
Erscheinungsdatum: 15.10.2024
Verlag: rororo (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch mit Klappen
ISBN: 9783499012303
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Im zweiten Band der „Nordwind-Saga“ von Miriam Georg, der „Im Nordlicht“ betitelt ist, weicht die Darstellung des Schicksals der Protagonistin Alice in ihren jungen Jahren ein wenig vor dem dramatischen Geschehen in der Familie von John Reeven, dem weiteren Protagonisten des Romans, zurück. Immer noch sucht Alice nach ihrer Tochter Rosa, versieht aber weiterhin ihren Dienst im Haus der Villa der Reevens, um vor der anstehenden Gerichtsverhandlung eine gute Reputation vorweisen zu können. Für Alice ist es eine emotionale Herausforderung an ihrer Arbeitsstätte ständig auf John zu treffen, den sie liebt, von dem sie aber weiß, dass er seine Verlobte Evelyn heiraten wird. Sie ist sich bewusst, dass ihre Liebe nicht sein darf, weil sie in eine andere Gesellschaftsschicht hineingeboren wurde. John und sie bemühen sich um einen respektvollen Umgang miteinander und darum, ihre Gefühle im Beisein von anderen zu unterdrücken.

Von Beginn des Buchs an, ergeben sich in Fortsetzung des ersten Bands einige Fragen, die eine hintergründige Spannung aufkommen lassen, wie beispielsweise, ob es der Schwester von John besser gelingt als Alice, sich gegen ihren Ehemann gegen Übergriffen zur Wehr zu setzen. Des Weiteren ist offen, ob es Johns Bruder Julius gelingt, seine Ehe mit Marlies zu retten, die sich ihm gegenüber gefühlskalt gibt. Letztlich schließt sich für mich als Leserin auch die Lücke, die im Lebenslauf von Alice noch offen ist. Außerdem gibt es Neuigkeiten zum entlassenen Dienstmädchen Sala. Um die gesamten Verwicklungen richtig einordnen zu können, sollte man meines Erachtens nach den ersten Teil der Serie gelesen haben.

Miriam Georg gelingt es mit Feingefühl dem Lesenden die Beweggründe ihrer Figuren für ihr Handeln offenzulegen. Während sich die Tragik im ersten Teil hauptsächlich durch die Schilderung der Kindheit und Jugend von Alice ergab, muss diesmal die gut betuchte Bankiersfamilie Reeven mehrere Schicksalsschläge einstecken, wodurch sich zeigt, dass Glück nicht mit Geld zu kaufen ist. Insgesamt ist die Stimmung im gesamten Roman recht bedrückend. Dank guter Recherche basieren die Beschreibungen der Autorin auf vergleichbaren Geschehnissen, gegebenen Konventionen und geltenden Gesetzen. Sie lotet die Möglichkeiten aus, die Frauen in der damaligen Zeit besaßen, um eine gleichberechtigte Ehe zu führen.

In ihrem Roman „Im Nordlicht“, der bis auf die Rückblicke in die Vergangenheit von Alice vor Kriegsbeginn im Jahr 1914 spielt, lässt Miriam Georg noch einmal die Gegensätzlichkeiten der Gesellschaftsschichten in Hamburg, aber auch die Unterschiede in der Gesetzgebung für Mann und Frau deutlich werden. Die vielen tragischen Begebenheiten sind ergreifend. Die Cliffhanger aus dem ersten Band werden bis zum Ende hin weitgehend geklärt. Der Schluss ermöglicht eine Fortsetzung der Dilogie. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

Mittwoch, 6. November 2024

Rezension: Gegenspieler - Bischoff und Pirlo ermitteln von Arno Strobel und Ingo Bott


 

Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Gegenspieler - Bischoff und Pirlo ermitteln
Autoren: Arno Strobel und Ingo Bott
Erscheinungsdatum: 16.10.2024
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783596710485

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Wenn der derzeitige Fallanalytiker Max Bischoff aus der Reihe „Mörderfinder“ von Thrillerautor Arno Strobel und die Strafverteidiger Dr. Anton Pirlo und Sophie Mahler aus der Serie „Pirlo“ von Schriftsteller und Strafverteidiger Dr. Ingo Bott gemeinsam ermitteln, dann wird hieraus der Kriminalfall „Gegenspieler – Bischoff und Pirlo ermitteln“. Handlungsort ist selbstverständlich Düsseldorf, denn dort spielen auch beide Serien.

Max Bischoff hat in der Pirlo-Reihe bereits Erwähnung gefunden. Dieses Mal wird Bischoff von Sophies Vater beauftragt, der seine Tochter bittet, mit diesem zusammenzuarbeiten. Sophies Vater ist einer der Partner der Düsseldorfer Kanzlei Müller & Mahler mit Sitz an der Königsallee. Zum großen Entsetzen aller, wird Karl Müller, ebenfalls Partner der Kanzlei und Patenonkel von Sophie, tot in seinem Auto aufgefunden. Die Polizei geht davon aus, dass er sich umgebracht hat, denn in wenigen Tagen hätte er vor Gericht in Sachen umstrittener Steuersparmodellen aussagen sollen. Von den Kanzleiangehörigen glaubt so recht niemand, dass er Selbstmord begangen hat. Das Blatt wendet sich, als ein weiteres Mitglied der Kanzlei ermordet wird. Jedoch gerät schließlich Sophies Vater unter Verdacht und Pirlo benötigt gute Gründe, um ihn vor Gericht verteidigen zu können.

Wer sowohl die Bücher der „Mörderfinder“-Serie als auch die der „Pirlo“-Reihe kennt wie ich, wird in der Geschichte Stilelemente aus beidem wiederfinden. Bischoff versetzt sich gerne in den Kopf des Mörders und versucht auf diese Weise, die Gedanken des Täters nachzuvollziehen, warum und wie dieser ein Verbrechen begangen hat. Das ist auch im vorliegenden Fall so, aber Bischoff hat es diesmal nicht einfach, weil er kaum Ansatzpunkte findet. Horst Böhmer, sein früherer Kollege beim Mordkommissariat, von dem er bisher immer wieder gute Tipps erhalten hat, schweigt zu den polizeilichen Erkenntnissen. Erst spät zieht Bischoff den Psychologen Marvin Wagner hinzu, mit dem er bald die Privatdetektei WaBi Investigations eröffnen wird (Mörderfinder – Das Muster des Bösen, ET 02/2025).

Sophie Mahler nimmt in „Gegenspieler“ eine größere Rolle ein als ihr Kanzleipartner Pirlo, denn sie ist persönlich betroffen. Nicht nur, dass ihr Patenonkel verstorben ist und ihr Vater unter einen gewissen Verdacht gerät, sondern auch weil ihre Mutter unter äußerster Anspannung steht und noch mehr Alkohol trinkt als bisher. Der Fall konzentriert sich im Privaten auf Sophies Familie, so dass die Brüder von Pirlo und seine Kontakte zu diversen Clans nur eine nebensächliche Rolle spielen. Pirlo ist als Figur auch hier der manchmal planlos erscheinende, mit unkonventionellen Methoden arbeitende und mit einnehmenden Wesen ausgestattete Strafverteidiger, als der er auch in der eigenen Reihe auftritt.  

Während es Pirlo darum geht, für seinen Mandanten einen Freispruch zu erwirken oder eine Einstellung des Verfahrens ist es Bischoff wichtig, denjenigen zu finden, der die Taten tatsächlich begangen hat. Die für den Lesenden verständlich geschilderte und authentisch dargestellte Strafverteidigung ihren Raum in der Geschichte benötigt, ist die Spannung anders wie den Thrillern des Mörderfinders und erscheint im Vergleich mit der Reihe nicht ganz so hoch.

Wortgefechte zwischen Bischoff und Pirlo sorgen für Abwechslung und sind titelgebend für „Gegenspieler – Bischoff und Pirlo ermitteln“, was dem vorliegenden Fall einen eigenwilligen Charakter verleiht und ihn von den jeweiligen Reihen der ermittelnden Charaktere abhebt. Einige Wendungen sind unerwartet und sorgen jeweils für eine nötige Neuausrichtung der beiden Titelfiguren und Sophie Mahler mit deren Hoffnung darauf, den Täter endlich zu stellen. Ich mag das Wendecover mit der Klappe, die sich um den seitlichen Buchschnitt legen lässt. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an Lesende von Kriminalromanen.  


Samstag, 2. November 2024

Rezension: Der gelbe Regenmantel von Alexa Hennig von Lange mit Bonnie & Buttermilk

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Der gelbe Regenmantel 
Geschichten übers Geborgensein
Autorin: Alexa Hennig von Lange
Illustrationen: Bonnie & Buttermilk
Erscheinungsdatum: 14.10.2024
Verlag: Dumont (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783755820062
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Geborgensein ist etwas Schönes. Geborgensein bedeutet Liebe, Schutz und Sicherheit. Die Schriftstellerin Alexa Hennig von Lange hat sich gemeinsam mit den Fashion-Designerinnen Kathinka Oettrich und Eike Braunsdorf, die ihre Entwürfe unter dem Namen Bonnie & Buttermilk gestalten und vertreiben, Gedanken zu Erinnerungen an die Kindheit gemacht. Auf diese Weise entstand die Idee, ihre LeserInnen auf Instagram zu fragen, in welchen Momenten sie sich in ihrer Kindheit geborgen gefühlt haben.

Alexa Hennig von Lange hat sechs dieser Erinnerungen aufgegriffen und in berührende Kurzgeschichten umgesetzt. Die Hauptfigur reist jedes Mal gedanklich in die Vergangenheit zu einem Punkt, an dem sich etwas ereignet hat, an das er oder sie sich gerne erinnert und sich wohl gefühlt hat. Verbunden sind die Rückblicke mit der Gegenwart in unserer oft hektischen Zeit. Als Lesende erkennt man die ein oder andere Situation vielleicht auch selbst. Die titelgebende Geschichte handelt beispielsweise von einem überlasteten Paar mit mehreren Kindern, eine andere erzählt von einer abenteuerlichen Hochzeitreise. Der Text ist einfach zu lesen und erleichtert es dadurch, sich in die beschriebene Lage als Kind hineinzuversetzen.

Jeweils zwei bis vier bunte aufmunternde Illustrationen von Bonnie & Buttermilk begleiten die einzelnen Geschichten. Sie wirken der beim Lesen aufkommenden Wehmut nach der Kindheit entgegen. Auch die Abbildung auf dem Cover wurde von dem Fashion-Duo entworfen. Die Bindfäden des Regens sind nicht nur optisch, sondern auch haptisch auf dem Cover des Umschlags und der Rückseite spürbar und glänzen im Licht. Das Buch wurde von Andrea Lehmann gestaltet.

„Der gelbe Regenmantel“ ist ein Hardcover mit Schutzumschlag und orangefarbenem Leseband, das Geschichten von Alexa Hennig von Lange enthält übers Geborgensein. Beim selbst lesen kann man sich zu schönen Erinnerungen in der Kindheit mitnehmen lassen. Dieser von Bonnie & Buttermilk wunderschön und ansprechend illustrierte Band eignet sich aber auch gut als Geschenk.


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