Autorin: Miriam Georg
Erscheinungsdatum: 15.10.2024
Verlag: rororo (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch mit Klappen
ISBN: 9783499012303
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Im zweiten Band der „Nordwind-Saga“ von Miriam Georg, der
„Im Nordlicht“ betitelt ist, weicht die Darstellung des Schicksals der
Protagonistin Alice in ihren jungen Jahren ein wenig vor dem dramatischen
Geschehen in der Familie von John Reeven, dem weiteren Protagonisten des
Romans, zurück. Immer noch sucht Alice nach ihrer Tochter Rosa, versieht aber
weiterhin ihren Dienst im Haus der Villa der Reevens, um vor der anstehenden
Gerichtsverhandlung eine gute Reputation vorweisen zu können. Für Alice ist es
eine emotionale Herausforderung an ihrer Arbeitsstätte ständig auf John zu
treffen, den sie liebt, von dem sie aber weiß, dass er seine Verlobte Evelyn
heiraten wird. Sie ist sich bewusst, dass ihre Liebe nicht sein darf, weil sie in
eine andere Gesellschaftsschicht hineingeboren wurde. John und sie bemühen sich
um einen respektvollen Umgang miteinander und darum, ihre Gefühle im Beisein von
anderen zu unterdrücken.
Von Beginn des Buchs an, ergeben sich in Fortsetzung des
ersten Bands einige Fragen, die eine hintergründige Spannung aufkommen lassen,
wie beispielsweise, ob es der Schwester von John besser gelingt als Alice, sich
gegen ihren Ehemann gegen Übergriffen zur Wehr zu setzen. Des Weiteren ist
offen, ob es Johns Bruder Julius gelingt, seine Ehe mit Marlies zu retten, die
sich ihm gegenüber gefühlskalt gibt. Letztlich schließt sich für mich als
Leserin auch die Lücke, die im Lebenslauf von Alice noch offen ist. Außerdem
gibt es Neuigkeiten zum entlassenen Dienstmädchen Sala. Um die gesamten Verwicklungen
richtig einordnen zu können, sollte man meines Erachtens nach den ersten Teil
der Serie gelesen haben.
Miriam Georg gelingt es mit Feingefühl dem Lesenden die
Beweggründe ihrer Figuren für ihr Handeln offenzulegen. Während sich die Tragik
im ersten Teil hauptsächlich durch die Schilderung der Kindheit und Jugend von
Alice ergab, muss diesmal die gut betuchte Bankiersfamilie Reeven mehrere
Schicksalsschläge einstecken, wodurch sich zeigt, dass Glück nicht mit Geld zu
kaufen ist. Insgesamt ist die Stimmung im gesamten Roman recht bedrückend. Dank
guter Recherche basieren die Beschreibungen der Autorin auf vergleichbaren
Geschehnissen, gegebenen Konventionen und geltenden Gesetzen. Sie lotet die
Möglichkeiten aus, die Frauen in der damaligen Zeit besaßen, um eine
gleichberechtigte Ehe zu führen.
In ihrem Roman „Im Nordlicht“, der bis auf die Rückblicke in die Vergangenheit von Alice vor Kriegsbeginn im Jahr 1914 spielt, lässt Miriam Georg noch einmal die Gegensätzlichkeiten der Gesellschaftsschichten in Hamburg, aber auch die Unterschichte in der Gesetzgebung für Mann und Frau deutlich werden. Die vielen tragischen Begebenheiten sind ergreifend. Die Cliffhanger aus dem ersten Band werden bis zum Ende hin weitgehend geklärt. Der Schluss ermöglicht eine Fortsetzung der Dilogie. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.