Autorin: Sarah Beth Durst
Übersetzerin aus dem Amerikanischen Englisch: Aimée de Bruyn Ouboter
Erscheinungsdatum: 25.09.2024
Verlag: Fischer Tor (Link zur Buchseite des Verlags)
Ein gemütlich aussehendes Häuschen mit altem Baumbestand und
eine fliegende Katze auf einer endlos erscheinenden Treppe: das Cover des Buchs
„Spellshop“ von der US-Amerikanerin Sarah Beth Durst ist einnehmend. Doch nicht
nur der Auftritt nach außen hin ist magisch, sondern ebenfalls die Geschichte.
Zurecht lautet der Untertitel „Vom Zauber der kleinen Dinge“. Beim Lesen des
Titels fragte ich mich als Leserin unwillkürlich, welche Zauber in dem süßen
Haus wohl angeboten würden und welche Person diese verkauft. Ob er, sie oder es
selbst Magie anwendet und Gutes oder Böses im Sinn hat? Ich würde es bald
erfahren.
Der Roman beginnt zunächst in Alyssium, der Hauptstadt des
Inselreichs. Dort ist die blauhaarige Protagonistin Kiela Orobidan seit zehn
Jahren in der Abteilung Natur der Bibliothek angestellt, wo es ihr möglich ist,
zurückgezogen ihrer Arbeit nachzugehen und zu leben. Als im Land eine
Revolution ausbricht und die Bibliothek in Flammen aufgeht, gelingt es ihr,
einige Kisten mit Zauberbüchern, die sonst nur die Elite der Gesellschaft
einsehen darf, zu retten. Mit einem Schiff flieht sie zur Insel Caltrey, auf
der sie bis zum zehnten Lebensjahr aufgewachsen ist. An ihrer Seite ist das
menschlich agierende Spinnenkraut Caz, das aus einem missglückten Zauberspruch
hervorgegangen ist. Auf Caltrey werden die beiden freundlich empfangen und
ziehen in das Cottage, das einmal Kielas verstorbenen Eltern gehört hat.
Die Protagonistin bleibt am Anfang den Inselbewohnern
gegenüber misstrauisch. Sie hat Angst vor Strafe, welche deutlich spürbar ist,
denn sie hat die Zauberbücher eigenmächtig mitgenommen. Bereits kurz nach ihrer
Ankunft bemerkt sie, dass Flora und Fauna auf der Insel geschädigt sind,
wodurch es den Einwohnern deutlich schlechter geht als früher, weil sich damals
die Magie auf den Inseln besser verteilt hat. Spannung in der Geschichte
entsteht dadurch, dass Kiela gerne helfen möchte. Zaubern ist streng verboten
und ihr ist bewusst, wie schwierig es ist, aber sie würde es sich zutrauen. Sie
zerbricht sich den Kopf darüber, auf welche Weise es ihr gelingen könnte,
unentdeckt hilfreiche Sprüche anzuwenden. Aber nicht nur das lässt sie zögern,
sondern auch die Folgen von fehlerhaftem Zaubern. Sie ist hin und hergerissen.
Der Charme der Erzählung ergibt sich aus dem liebevollen
Zusammenspiel der Figuren. Kiela entwickelt sich in Folge ihrer Erfahrungen,
die sie auf der Insel sammelt, stetig weiter. Ein gutaussehender, früherer
Nachbarssohn beeindruckt Kiela mit seiner ruhigen, vor allem zu Beginn manchmal
unbeholfenen, aber tatkräftigen Weise. Die ungewöhnlich aussehende Bäckerin und
zwei ihrer Kundinnen haben eine herzliche und offene Art. Jedoch zeigt sich,
dass jede Figur in ihrer Vergangenheit ihr Päckchen zu tragen hatte. Obwohl die
Protagonistin weiterhin zurückgezogen leben wollte, kommt ihre Gesinnung diesbezüglich
aufgrund der Freundlichkeit ihrer Mitmenschen ins Wanken. Natürlich gibt es
auch unzufriedene und argwöhnische Personen. Anhand des Umgangs mit ihnen,
erlebt Kiela ein Wohlgefühl, das durch Zusammenhalt entsteht. Seepferde,
Wolkenbären und andere Ungewöhnlichkeiten sind abwechslungsreich und sorgen für
einige Wendungen.
Sarah Beth Durst sorgt mit ihrem ruhig erzählten Fantasyroman „Spellshop“ für behagliche Lesestunden mit einzigartigen, liebenswerten ProtagonistInnen. Gerne vergebe ich eine Empfehlung an Lesende des Genres.