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Bei einem Urlaub am Meer wird es der dreiundvierzigjährigen Britt
zu viel. Sie schreit alle an: Ihren Mann Espen, ihre achtjährige Tochter Elise sowie
die Freunde, mit denen sie verreist sind. Anschließend verlässt sie das Sommerhaus,
in dem sie alle untergekommen sind, um an den Strand zu gehen und sich auf den Wellen
treiben zu lassen. Hier begegnete ich ihr als Leserin im Prolog. Die genauen Worte
ihres Ausbruchs erfuhr ich nicht, im Folgenden wurde mir jedoch begreiflich gemacht,
wie Britt an diesen Punkt gekommen ist und wie ihr Umfeld darauf reagiert.
Britt ist eine Person, die es über Jahre hinweg stets allen recht machen wollte.
Die Erlebnisse in ihrer Kindheit und die Erwartungen, die an sie als Mädchen und
Frau im Laufe der Zeit an sie herangetragen wurden, haben sie dahingehend geprägt.
Insbesondere ihr Mann Espen hat dies in ihrer Beziehung häufig ausgenutzt – mal
mehr, mal weniger bewusst. Mit seinem Verhalten wirkt er wenig sympathisch und hat
meine Geduld beim Lesen arg strapaziert. Immer wieder fragte ich mich, wie Britt
überhaupt so lange gute Miene zum bösen Spiel machen konnte und war beim Lesen dankbar
für meine eigene gleichberechtigte Partnerschaft.
Was die Autorin in diesem Roman schildert ist ein plakatives Beispiel für eine Partnerschaft,
in welcher der Mental Load und die Care-Arbeit zum allergrößten Teil von der Frau
übernommen wird. Ich konnte Britts Wut über diese Situation gut nachvollziehen.
Gemeinsam mit Nico, der das Sommerhaus gehört und mit der Espen seit der Schulzeit
befreundet ist, bricht Britt zu einem Roadtrip auf – ganz ohne jemandem Bescheid
zu sagen, wohin sie wollen und was sie vorhaben und ohne auf dem Handy erreichbar
zu sein. Britt konnte die alleinlebende Nico eigentlich nie leiden – doch nun wird
sie zur unerwarteten Verbündeten und zum präsenten Beispiel für einen ganz anderen
Lebensentwurf ohne Abhängigkeiten. Die Szenen mit den beiden Frauen haben mir besonders
gut gefallen.
Der Roman besteht aus kurzen, kraftvollen Kapiteln und nutzt oftmals eine poetische
Sprache mit Sätzen, die hängenbleiben. Insgesamt besteht er vor allem aus Erinnerungsfragmente
und Momentaufnahmen, die wie ein Mosaik wirkten. Die einzelnen Szenen hätten für
meinen Geschmack noch stärker auserzählt sein dürfen, um mich mehr in einen Lesefluss
zu bringen. Ein aufrüttelnder Text über einen Befreiungsschlag und das Recht, wütend
zu sein und das auch zu zeigen, den ich weiterempfehlen kann!