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Samstag, 23. November 2024

Rezension: Verdammt wütend von Linn Strømsborg

 


Verdammt wütend
Autorin: Linn Strømsborg
Übersetzerin: Karoline Hippe
Hardcover: 224 Seiten
Erschienen am 14. Oktober 2024
Verlag: DuMont Buchverlag
Link zur Buchseite des Verlags

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Bei einem Urlaub am Meer wird es der dreiundvierzigjährigen Britt zu viel. Sie schreit alle an: Ihren Mann Espen, ihre achtjährige Tochter Elise sowie die Freunde, mit denen sie verreist sind. Anschließend verlässt sie das Sommerhaus, in dem sie alle untergekommen sind, um an den Strand zu gehen und sich auf den Wellen treiben zu lassen. Hier begegnete ich ihr als Leserin im Prolog. Die genauen Worte ihres Ausbruchs erfuhr ich nicht, im Folgenden wurde mir jedoch begreiflich gemacht, wie Britt an diesen Punkt gekommen ist und wie ihr Umfeld darauf reagiert.

Britt ist eine Person, die es über Jahre hinweg stets allen recht machen wollte. Die Erlebnisse in ihrer Kindheit und die Erwartungen, die an sie als Mädchen und Frau im Laufe der Zeit an sie herangetragen wurden, haben sie dahingehend geprägt. Insbesondere ihr Mann Espen hat dies in ihrer Beziehung häufig ausgenutzt – mal mehr, mal weniger bewusst. Mit seinem Verhalten wirkt er wenig sympathisch und hat meine Geduld beim Lesen arg strapaziert. Immer wieder fragte ich mich, wie Britt überhaupt so lange gute Miene zum bösen Spiel machen konnte und war beim Lesen dankbar für meine eigene gleichberechtigte Partnerschaft.

Was die Autorin in diesem Roman schildert ist ein plakatives Beispiel für eine Partnerschaft, in welcher der Mental Load und die Care-Arbeit zum allergrößten Teil von der Frau übernommen wird. Ich konnte Britts Wut über diese Situation gut nachvollziehen. Gemeinsam mit Nico, der das Sommerhaus gehört und mit der Espen seit der Schulzeit befreundet ist, bricht Britt zu einem Roadtrip auf – ganz ohne jemandem Bescheid zu sagen, wohin sie wollen und was sie vorhaben und ohne auf dem Handy erreichbar zu sein. Britt konnte die alleinlebende Nico eigentlich nie leiden – doch nun wird sie zur unerwarteten Verbündeten und zum präsenten Beispiel für einen ganz anderen Lebensentwurf ohne Abhängigkeiten. Die Szenen mit den beiden Frauen haben mir besonders gut gefallen.

Der Roman besteht aus kurzen, kraftvollen Kapiteln und nutzt oftmals eine poetische Sprache mit Sätzen, die hängenbleiben. Insgesamt besteht er vor allem aus Erinnerungsfragmente und Momentaufnahmen, die wie ein Mosaik wirkten. Die einzelnen Szenen hätten für meinen Geschmack noch stärker auserzählt sein dürfen, um mich mehr in einen Lesefluss zu bringen. Ein aufrüttelnder Text über einen Befreiungsschlag und das Recht, wütend zu sein und das auch zu zeigen, den ich weiterempfehlen kann!