Dienstag, 17. Dezember 2024

Rezension: Die Frau des Serienkillers von Alice Hunter

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Die Frau des Serienkillers
Autorin: Alice Hunter
Übersetzer aus dem Englischen: Rainer Schumacher
Erscheinungsdatum: 29.11.2024
Verlag: Lübbe (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Paperback
SBN: 9783757700966

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An dem Thriller „Die Frau des Serienkillers“, aus der Feder von Alice Hunter, hat mich interessiert, ob die Handlung einen hohen Spannungsbogen aufweisen kann, wenn der Titel bereits Aussagen über den Täter macht. Außerdem wollte ich mehr darüber erfahren, welche Rolle der Frau des Mörders zukommt. Die Geschichte spielt zum größten Teil in Banbury, einer Kleinstadt vor den Toren Londons.

Die Hauptfiguren Beth und Tom Hardcastle führen eine nach außen hin perfekte Ehe. Sie haben eine dreijährige Tochter und wohnen in einer Gegend, in der man seine Nachbarschaft kennt. Tom pendelt jeden Tag bis London, wo er in einer Bank arbeitet, während Beth in Banbury ein Café betreibt. Eines Tages wird Tom, nach einer verspäteten Heimkehr, zu Hause von der Polizei aufgesucht und mitgenommen. Zunächst heißt es, dass er nur ein paar Fragen zum spurlosen Verschwinden einer früheren Freundin von ihm beantworten soll. Schließlich wird er jedoch in Haft gesetzt.

Für Beth ist die Situation verstörend. Sie versucht ihren Mann vor dem Klatsch und Tratsch im Umfeld zu verteidigen, damit ihre Familie nicht in Verruf gerät. Gleichzeitig kämpft sie dafür, Imageschaden von ihrem Café fernzuhalten. Ihrer kleinen Tochter verheimlicht sie den Grund der Abwesenheit ihres Vaters. Sie will alles dafür tun, damit ihr Kind nicht stigmatisiert wird.

Die Geschichte wird hauptsächlich von Beth aus der Ich-Perspektive über die gegenwärtigen Ereignisse geschildert. Interessanterweise wechseln die Kapitel hin und wieder auch zu Tom, der darin von sich erzählt. Später erfährt man in Rückblicken mehr und mehr über die Ehejahre der beiden. Beinahe jedes der kurzen Abschnitte endet mit einer Andeutung, die den Lesenden veranlasst, rasch weiterzulesen, um die Information einordnen zu können. Am Anfang könnte man daran zweifeln, dass Tom ein Verbrechen begangen hat, denn er wird als smarte Person beschrieben. Langsam kristallisiert sich das Motiv von ihm als Täter heraus. Später erfährt man, wie es ihm gelungen ist, nach außen hin unbescholten zu bleiben.

Die Autorin liefert mit dem Buch ihr Debüt ab. Sie ist Psychologin und hat mit Strafgefangenen gearbeitet. Ihr Wissen über die Denkweise von Tätern hat sie in den Thriller einfließen lassen, wodurch das Handeln der Personen authentisch erscheint. Sehr bald wird dem Lesenden bewusst, dass Beth ebenfalls Geheimnisse haben muss. Es ist jedoch bis zuletzt kaum zu ahnen, in welchem Ausmaß die Protagonistin nicht nur eine Tatsache verbirgt.

Der Thriller „Die Frau des Serienkillers“ von Alice Hunter hält die Spannung bis zum Schluss, der nochmals mit einer Wendung aufwartet. Daraus wird auch das stellenweise eigenwillige Verhalten von Beth verständlicher. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

Sonntag, 15. Dezember 2024

Rezension: Eine Nachtigall in New York von Ben Aaronovitch


Eine Nachtigall in New York
Autor: Ben Aaronovitch
Übersetzerin: Christine Blum
Taschenbuch: 208 Seiten
Erschienen am 12. September 2024

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August Berrycloth-Young, Spitzname Gussie, erhält in New York überraschend Besuch von seinem ehemaligen Schulkameraden Thomas Nightingale. Dieser ermittelt im Fall eines verzauberten Saxophons, wobei ihm Gussie helfen soll. Es sind die 1920er Jahre, und die Spur führt schnell in die Clubszene der Stadt. Durch die Hilfe von Gussies farbigem Partner Lucy, mit dem er eine heimliche Beziehung führt, erhalten die beiden Zauberer Zutritt zu Orten, an denen Weiße ansonsten nichts verloren haben. Als schließlich auch noch eine verzauberte Trompete auftaucht, verdichten sich die Hinweise, die zu mächtigen Männern führen, die in der Stadt im Hintergrund die Strippen ziehen…

Während die magische Welt rund um den Zauberlehrling Peter Grant immer komplexer wird und seine Erlebnisse in seitenstarken Romanen festgehalten werden, sind die Stories aus der magischen Welt für mich immer wieder eine willkommene Ergänzung. Diesmal reiste ich an der Seite von Thomas Nightingale ins New York der 1920er. Dort will er herausfinden, woher das verzauberte Saxophon, das er bereits konfisziert hat, stammt. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Schulkameraden Gussie hangelt er sich von einem Hinweis zum nächsten und dabei quer durch die Stadt, mitten hinein ins Nachtleben und bis hin nach Long Island.

Gussie ist ein homosexueller weißer Charakter, der sich in einer Beziehung mit einem schwarzen Mann befindet. Seine Erlebnisse in der Stadt zwischen Heimlichkeit und ausgelassenem Dolce Vita bieten an sich schon einiges an Erzählstoff. Hinzu kommt die „klassische“ magische Ermittlungsarbeit, in der er und Nightingale Bekanntschaft mit einigen Fae machen sowie mit Männern, die nichts Gutes im Schilde führen. Actionreiche Szenen sorgen für spannende Momente und ich habe bis zum Schluss mitgefiebert. Für mich ist „Eine Nachtigall in New York“ wieder einmal eine absolut gelungene Ergänzung zur Hauptreihe, die sich Fans des Autors nicht entgehen lassen sollten.


Freitag, 13. Dezember 2024

Rezension: Zwischen Ende und Anfang von Jojo Moyes


Zwischen Ende und Anfang
Autorin: Jojo Moyes
Übersetzerin: Karolina Fell
Hardcover: 528 Seiten
Erschienen am 10. Dezember 2024
Verlag: Wunderlich (Rowohlt)
Link zur Buchseite des Verlags

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Lila tut sich schwer mit ihrer aktuellen Situation: Ihr Mann hat sie für eine andere Frau verlassen, kurz nachdem ihr Ratgeber für glückliche Beziehungen ein Bestseller geworden ist. Das Verhältnis zu ihren Töchtern ist angespannt, ihr Stiefvater ist seit dem Tod ihrer Mutter quasi bei ihr eingezogen und für ihr neues Buch ist noch kein Kapitel geschrieben. Als sie erfährt, dass ihr Mann mit seiner neuen Freundin ein Kind erwartet, denkt sie, dass dies die Spitze des Eisberges ist. Doch dann steht auch noch ihr leiblicher Vater vor der Tür, der sich jahrelang nicht hat blicken lassen und nicht mal bei der Beerdigung ihrer Mutter war. Damit ist das Chaos in Lias Leben perfekt. Sie muss sich fragen, wie es für sie weitergehen soll und was ihr wirklich wichtig ist.

Als Leserin wurde ich vom ersten Kapitel an mitten hineingeworfen in Lilas trubeliges Leben, mit dem sie aktuell alles andere als zufrieden ist. Nichts scheint nach Plan zu laufen und es kommen immer mehr unerfreuliche Entwicklungen hinzu. Eine wichtige Stütze für sie ist ihre beste Freundin Eleanor, die sie ermutigt, positiv nach vorn zu blicken und auf ein Date zu gehen. Doch davon will Lila zunächst nichts wissen. Das Buch beinhaltet viele herausfordernde Themen, gleichzeitig gibt es immer wieder amüsante Situationen, die der Lektüre eine gewisse Leichtigkeit geben. 

Ich konnte zum einen gut nachvollziehen, dass Lila die Situation belastet, in der sie sich befindet und warum sie sich so schwer damit tut, die Weichen für ihre Zukunft zu stellen. Auf der anderen Seite hatte ich oft das Gefühl, dass sie wirklich an allem etwas auszusetzen hat und sie sich damit das Leben noch schwerer macht, was ich anstrengend fand. Im Hinblick auf ihr neues Buchprojekt trifft sie eine Entscheidung, über die ich nur den Kopf schütteln konnte und bei der ich die weiteren Ereignisse sehr vorhersehbar fand.

Wie der Titel andeutet, gibt es allmählich positive Entwicklungen, die Lila Hoffnung auf einen Neuanfang schöpfen lassen. Es erscheinen neue Charaktere auf der Bildfläche, welche neue Dynamiken in die Handlung bringen. Mit zwei Vätern im Haus und zwei Love Interests wird es plötzlich recht voll in Lias Leben. Es gibt viele tolle Figuren, die ich mit der Zeit immer mehr ins Herz schloss. Ich fand es schön, auch tiefere Einblicke zum Beispiel in das Leben von Lias Tochter Celie sowie ihrem Stiefvater Gene zu erhalten, sodass ich auch hier mithoffte, dass auch sie ihr Glück finden werden. Auch wenn es mir Lila als Protagonistin nicht immer einfach gemacht hat, so ist „Zwischen Ende und Anfang“ insgesamt ein warmherziger Roman mit einer guten Mischung aus unterhaltsamen und nachdenklich stimmenden Szenen, den ich gerne weiterempfehle.


Donnerstag, 12. Dezember 2024

Rezension: Unsichtbar von Eloy Moreno

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Unsichtbar
Autor: Eloy Moreno
Übersetzerin: Ilse Layer
Erscheinungsdatum: 15.03.2023
als Serie auf Disney+ ab 13.12.2024
Verlag: Sauerländer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783737372152
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Lange hat der junge Protagonist des Romans „Unsichtbar“ von Eloy Moreno geglaubt, dass er eine Superkraft entwickelt hat, dank der er vor allen Augen verschwinden kann. Aber leider funktioniert seine Fähigkeit nicht immer zur rechten Zeit. Was sich wie eine Fantasy anhört, ist eine Geschichte, wie sie täglich passieren  kann und unter die Haut geht. Die Vorstellung des Jungen, sich unsichtbar machen zu können, entspringt seinem Wunsch, es seinen Comic-Helden gleichzutun. Die Gegenwart ist für ihn mit derartigen Ängsten vor weiterem Mobbing verbunden, dass er Zuflucht in einer Illusion sucht.

Am Beginn des Buchs lernte ich in einem kurzen Kapitel eine Frau kennen, die sich ein großes Kunstwerk auf ihren Rücken tätowieren lässt. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht ahnen, dass es sie erinnert, ihr gleichzeitig aber die Kraft verleiht, Beobachtungen zu hinterfragen und unbequeme Schritte zu gehen. Sie kommt für den Protagonisten fast zu spät. Das nächste Kapitel wird von dem Jungen selbst erzählt. Er liegt im Krankenhaus und versucht einen Panikanfall zu überwinden. Er hatte einen Unfall und kann sich nicht daran erinnern, was danach geschah.

Die Erzählperspektive wechselt immer wieder zu einem auktorialen Erzähler, der dem Lesenden Informationen über Freunde, Bekannte, Familienmitglieder und Lehrende gibt, indem er gegenwärtige Szenen schildert. Später schaut er auf Ereignisse, die vor dem Unfall liegen und führt aus, wie es dazu kam. Der Schreibstil des Autors ist kreativ. Die kurzen Kapitel sind prägnant und ermöglichen einen schnellen Lesefluss.

Nachdem der im Krankenhaus liegende Junge über mehrere Tage hinweg den Mut gefasst hat, sich einer Person anzuvertrauen, die bisher nicht zu seinem Umfeld gehörte, beginnt er zu erzählen, wie er gemobbt wurde. Bewusst gibt Eloy Moreno dem Jungen keinen Namen, denn das, was ihm geschieht, könnte jedem passieren. Er ist vor kurzem auf eine weiterführende Schule gewechselt, lebt in einer intakten Familie, hat Freunde und erhält gute Noten, sehr gute sogar. Er ist nicht besonders auffallend, weder im Äußeren noch durch Äußerungen. Was ihm widerfährt ist berührend und verstörend. Es entwickelt sich eine Spirale der Angst.

Der Autor nimmt nicht nur das Opfer in den Fokus, sondern beschäftigt sich auch mit dem oder den Tätern, dessen oder deren Handlung dadurch bestätigt wird, wenn sie ohne Konsequenzen bleibt. Er blickt ebenfalls auf diejenigen, die wegschauen, weil sie meinen, dafür einen Grund zu haben, sei es aufgrund ihrer Unbeholfenheit oder ihrer eigenen Unfreiheit. „Alle können zwischen Gut und Böse, Spaß und Demütigung, Spiel und Mobbing unterscheiden. Aber keiner weiß, wie man […] stoppen soll, ohne sich selbst zu schaden.“ (S. 188) Dennoch schenkte der Autor mir als Leserin im zunehmenden Gefühlsaufruhr einen Funken Hoffnung.

Eloy Morenos Roman „Unsichtbar“ ist eine emotional mitreißende Geschichte über einen gemobbten Jungen, der sich lieber für sein Umfeld unsichtbar machen möchte als weiterhin seinen Ängsten ausgesetzt zu sein. Es ist ein wichtiges Buch, das zur Pflichtlektüre in Schulen werden sollte. Der Protagonist ist Schüler, aber ähnliche Situationen sind auch für Erwachsene denkbar zum Beispiel im beruflichen Umfeld. Daher empfehle ich den Roman nicht nur an jugendliche Lesende ab 14 Jahren, sondern auch an Ältere. Ich schätze es, dass im Anhang einige wichtige Aspekte zum Mobbing erklärt werden. 


Mittwoch, 11. Dezember 2024

Rezension: Rosa von Anne Cathrine Bomann

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Rosa
Autorin: Anne Cathrine Bomann
Übersetzerin aus dem Dänischen: Franziska Hüther
Erscheinungsdatum: 21.10.2024
Verlag hanserblau (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover
ISBN: 9783446281547
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Der Titel „Rosa“ auf dem orangefarbigen Cover des gleichnamigen Buchs von Anne Cathrine Bomann überrascht. Es ist der Name des Oktopus, dessen Pflege die Protagonistin Vigga bei ihrem Beschäftigungsverhältnis im Ozeaneum in Kastrup, einem Stadtteil einer Vorstadt von Kopenhagen, übernimmt. Dementsprechend ziert ein blauer Krake den Buchdeckel.

Vigga hat bisher nur in Jobs gearbeitet, die das Jobcenter ihr zugewiesen hat. Diesmal ist es eine halbjährige Tätigkeit im Aquarium, die ihr angeboten wird. Bereits zu Beginn ihrer Arbeit stellt sie sich die Frage, wie lange es dauert, bis sie kündigt oder gekündigt wird. Schnell ist sie gelangweilt, findet aber nicht aus dem Kokon, den sie selbst um sich herum gesponnen hat. Sie sucht das Alleinsein, denn dann kann niemand sie mit Worten verletzten. Inzwischen kommt sie besser mit dem Gefühl emotionaler Taubheit zurecht, das sie seit ihrer Kindheit begleitet.

Erst vor wenigen Jahren hat sie Freundschaft mit der etwa gleichaltrigen Maiken geschlossen. Die beiden sind nicht immer einer Meinung, aber sie respektieren sich in besonderem Maße. Sie lachen gemeinsam, gehen zusammen auf Reisen und sie besuchen verschiedene Aktivitäten. Während sie im Ozeaneum arbeitet, wird ihre beste Freundin schwanger. Vigga muss sich auf zukünftige neue Verhältnisse in der vertrauensvollen Beziehung einstellen. Gleichzeitig wird ihr an ihrer Arbeitsstelle die Betreuung des Oktopus Rosa übertragen. Feinfühlig beschäftigt sie sich mit der Lebensform der Kraken und versucht sich in Rosa einzudenken. Sie hinterfragt die Art und Weise der Unterbringung im Aqauarium hinter Schaugläsern. Durch Viggas Recherchen zu Tintenfischen erfuhr auch ich als Leserin einige interessante Details über Oktopusse.

Anne Cathrine Bomann gelingt es auf sensible Weise die Eigenwilligkeit ihrer Hauptfigur herauszustellen. Vigga ist immer wieder zurückgewiesen worden und war zahlreichen Konflikten ausgesetzt. Daher beobachtet sie andere Menschen, um sich deren Verhalten anzueignen und es selbst in ähnlichen Situationen zu zeigen. Kraken sind Einzelgänger, daher glaubt sie in Rosa etwas von ihrem eigenen Charakter wiederzufinden. Statt sich anzupassen, zeigt der Kraken seinen eigenen Willen bis zum Schluss und lässt sich von außen nicht beeinflussen. Für Vigga wird Rosa zum Antrieb, Neues auszuprobieren.

Mit dem einfühlsam geschriebenen Roman „Rosa“ zeigt Anne Cathrine Bomann, dass eine Veränderung jenseits der selbst gesetzten Grenzen gelingen kann. Gerne empfehle ich das Buch weiter.


Sonntag, 8. Dezember 2024

Rezension: Murdle Vol. 1 - 100 mörderisch gute Rätsel von G.T. Karber

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Murdle Vol. 1: 100 mörderisch gute Rätsel
Werde mit Köpfchen, Logik und klugem Kombinieren 
zum Meisterdetektiv
Autor: G.T. Karber
Übersetzer aus dem Englischen: Stephan Kleiner
Erscheinungsdatum: 22.07.2024
Verlag: hanserblau (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Paperback
ISBN: 9783446281554
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Das Buch Murdle Vol. 1 enthält einhundert Rätsel, die mit Logik und Kombinationsgabe gelöst werden können. Sie wurden von dem US-amerikanischen Autor Greg T. Karber erdacht. Er arbeitet als Informatiker und besitzt einen Studienabschluss sowohl in Mathematik wie auch englischer Literatur. Seine beiden Leidenschaften hat er in die Denkspiele einfließen lassen. Die Rätsel sind unterteilt in vier Kategorien mit jeweils Denksportaufgaben. Von „Elementar“ über „Okkultes Medium“, „Schwer gefährlich“ bis zu „Unmöglich“ steigert sich beständig der Schwierigkeitsgrad.

Zu Beginn des Buchs gibt es eine ausführliche Anleitung mit einem konkreten Beispiel. Alle Rätsel sind anhand der Indizien und Hinweise lösbar. Manchmal enthalten auch Beschreibungen der Verdächtigen, der Orte oder Waffen des Falls hilfreiche Angaben. Auch die sogenannten Anlagen vor jedem neuen Schwierigkeitsgrad sind beim Lösen nützlich. Greg T. Karber hat sich für sein Buch eine durchgehende Geschichte ausgedacht, in deren Mittelpunkt Deduktiv Logico steht. Vor jeder Kategorie und vor jedem Fall wird die Erzählung weitergeführt. Das ist unterhaltsam und amüsant, aber für die jeweilige Mordaufklärung belanglos. Wichtig ist es, dass Logico bei jedem Rätsel eine Mörderin oder einen Mörder überführen muss.

Im ersten Schwierigkeitsgrad erhält der Lösende Fakten über die bereits erwähnten potenziellen Täterinnen und Täter sowie über Orte, die für den jeweiligen Mord in Frage kommen Außerdem sind mögliche Waffen aufgeführt, mit denen das Verbrechen begangen wurde. Ein Gitternetz hilft dabei, zum Ergebnis zu kommen. Um die Rätsel schwieriger zu gestalten, kommen in der zweiten Kategorie Aussagen der Verdächtigen hinzu. Dabei ist zu beachten, dass nur die Mörderin oder der Mörder lügt. Anhand der Indizien ist also zu prüfen, welche Behauptung als einzige ins Schema passt. Der Schwierigkeitsgrad steigt erneut durch die Hinzunahme von Motiven für die Tat, so dass aus einem 3x9 Lösungsraster eines mit 6x16 Kästchen wird. Die höchste Schwierigkeit wird durch die Hinzunahme von Aussagen erreicht, wie es bei der zweiten Kategorie bereits geübt werden konnte.  

Wer bei einem der Denkspiele nicht weiterkommt, kann sich im Anhang einen Tipp holen. Außerdem enthält das Buch alle Lösungen. Die Murdles Volume 1 von G.T. Karber sorgen für etliche Stunden kniffligen Rätselvergnügens. Logisches Denkvermögen und Kombinationsgabe führen zur Beantwortung der Fragen: Wer hat die Tat begangen? Welche Waffe wurde benutzt? Und Wo war der Tatort?“ Ich mag solche Rätsel und kann sie jedem empfehlen.

Samstag, 7. Dezember 2024

Rezension: Das Haus der Bücher und Schatten von Kai Meyer

 


Das Haus der Bücher und Schatten
Autor: Kai Meyer
Hardcover: 528 Seiten
Erschienen am 4. November 2024

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Im Jahr 1933 arbeitet Cornelius Frey in Leipzig als Nachtwächter in der Deutschen Bücherei. Einige Monate zuvor wurde er von den Nazis als Kommissar entlassen, weil er sich geweigert hat, den Mord an sechs Menschen den Kommunisten in die Schuhe zu schieben. Auf dem Heimweg von seiner Schicht kann er eine junge Frau davon abhalten, von einer Brücke aus vor einen Zug zu springen – nur um sie in der darauffolgenden Nacht erschossen vor der Deutschen Bücherei aufzufinden, mit einer Pistole gleich neben ihrer Hand. Gleich neben ihr liegt die ebenfalls erschossene Leiche von Kommissar Zirner. Cornelius darf in seinen alten Beruf zurückkehren, um die beiden Morde aufzuklären. Dabei dringt er tief in die okkulte Szene vor. Und was haben die Ereignisse im Jahr 1913, bei denen zwei Lektoren aus Leipzig den zurückgezogen lebenden Erfolgsautor Aschenbrand im Baltikum besuchen, um sein neues Manuskript abzuholen, damit zu tun?

Der neue historische Roman von Kai Meyer ist der inzwischen dritte rund um das Graphische Viertel in Leipzig. Von Beginn an legt er ein ordentliches Tempo vor: Schon nach wenigen Seiten wird der Protagonist Cornelius beauftragt, wieder bei der Polizei zu arbeiten, um im Fall des ermordeten Polizisten und des Mädchens zu ermitteln. Unterbrochen wird dieser Handlungsstrang von Kapiteln im Jahr 1913, in denen die Lektoren Paula gemeinsam mit ihrem Kollegen und Verlobten Jonathan die lange Reise aus Leipzig ins Baltikum zu dem von ihr betreuten Schriftsteller Aschenbrand auf sich nimmt. Sein neues Manuskript ist überfällig und sie soll dieses in Empfang nehmen.

Der Zusammenhang zwischen diesen beiden Handlungssträngen ist lange nicht klar. Ich fand sie auch getrennt voneinander auf ihre Art spannend und interessant. Cornelius‘ Ermittlungen sind ein klassischer Kriminalfall, die ihn in die okkulte Szene führen, wo mächtige Männer die Strippen ziehen. Auch politische Entwicklungen und Verwicklungen sind immer wieder Thema. Von der Atmosphäre her erinnerte mich das ganze ein wenig an Babylon Berlin. Die Geschichte rund und Paula und Jonathan, die den Schriftsteller Aschenbach in einem abgelegenen Herrenhaus auffinden, bietet Mystery- und Gruselelemente. Woher stammen die seltsamen nächtlichen Geräusche und ist Aschenbach wirklich der, der er vorgibt zu sein? Zum Ende hin wird die Verbindung zwischen den Strängen klar, gleichzeitig dreht der Roman in Sachen Spannung und Drama noch einmal voll auf. Für meinen Geschmack wurde es aber zu wild, es hätten auf den letzten Seiten auch ein paar Leichen weniger sein dürfen.

Insgesamt ist „Das Haus der Bücher und Schatten“ ein atmosphärischer historischer Roman, in dem zahlreiche Geheimnisse darauf warten, gelüftet zu werden und der eine gute Mischung aus ruhigen und hochspannenden Szenen bietet.

Donnerstag, 5. Dezember 2024

Rezension: Vergissmeinnicht - Was die Welt zusammenhält von Kerstin Gier (Vergissmeinnicht-Trilogie Band 3)

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Vergissmeinnicht:
Was die Welt zusammenhält
Autorin: Kerstin Gier
Erscheinungsdatum: 27.11.2024
Verlag: Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Farbschnitt
ISBN: 978394946192
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Der dritte und abschließende Band der Vergissmeinnicht-Trilogie von Kerstin Gier trägt den Untertitel „Was die Welt zusammenhält“. Er bezieht sich auf einen angeblichen Auserwählten, der sich laut der Sternentorprophezeiung verschiedenen Prüfungen stellen muss, wenn der Schicksalskomet eines Tages das Ende der Welt bringt. Nur der Auserlesene wird dann den Untergang des Universums verhindern können und den Wesen des Saums, einer weiteren Dimension der Welt, Erinnerungen zurückbringen. Der Komet zieht etwa alle sechshundert Jahre vorbei, doch sein Erscheinen hat bisher keine Auswirkungen gezeigt.

Zu Beginn der Story fasst der aus den vorigen Bänden bekannte Baximilian Grimm, ein Wasserspeierdämon und kurz Bax genannt, das bisherige Geschehen in salopper Sprache zusammen. Mir hat es als Leserin geholfen, rasch wieder in die Geschichte eintauchen zu können. Während der Protagonist Quinn es kaum begreifen kann, dass er zu den Auserwählten gehört, vergnügt sich Mathilda als weitere Hauptfigur mit Traumwandlungen, die sie inzwischen exzellent beherrscht. Die beiden sind weiterhin ein verliebtes Paar, das alles dafür geben würde, um vom jeweils anderen Unheil fernzuhalten.

Einige Wochen vor Ende des Schuljahrs beginnt die ewig junge Jeanne d’Arc, die sich derzeit Johanna Bogen nennt, die große Abiturfeier des örtlichen Gymnasiums vorzubereiten. Gemeinsam mit Quinn und Mathilda besucht sie die Abschlussklasse. Es soll ein rauschendes Fest im Regency-Stil werden. Unterdessen sind die mehrere bösgesinnte Saumbewohner in Anbetracht des kommenden Kometen besonders angespannt und nervös. Sowohl Quinn wie auch Mathilda geraten ins Fadenkreuz, weil sie ihre Pläne vereiteln könnten.

Über die beiden ersten Teile der Serie hinweg sind mir die beiden Hauptfiguren sympathisch geworden. Daher hoffte ich während der ganzen Geschichte, dass sich alles zum Guten wendet, damit die beiden eine gemeinsame Zukunft haben werden. Doch diesmal mutet Kerstin Gier dem Lesenden ein besonders hohes Wechselbad der Gefühle zu. Durch das Verschwinden des Göttlichen Orakels entsteht bereits am Anfang des Romans Spannung. Sowohl Quinn wie auch Mathilda sind im Laufe des Kampfs für das Gute froh darüber, Freunde aus beiden Dimensionen an ihrer Seite zu wissen.

Der Buchumschlag sowie das Vorsatzpapier wurden erneut wunderschön gestaltet von der Illustratorin Eva Schöffmann-Davidov. Partiell gesetzter Relieflack hebt einige Elemente glänzend hervor. Zur Orientierung dienen ein Personenverzeichnis und ein Glossar am Ende des Buchs. Außerdem liest man dort Kerstin Giers „Regelbuch der Träume“ und zwei Rezepte, die in der Geschichte vorkommen.

„Vergissmeinnicht – Was die Welt zusammenhält“ ist ein All-Age-Roman für Leserinnen und Leser ab etwa 14 Jahren. Bedrückende Stimmungen, friedvolle Momente im Traum, gefährliche Situationen und etliche Wendungen sorgen für ein hohes Lesevergnügen. Lose Enden werden verbunden und Geheimnisse enthüllt. Zum Ende erwartet den Lesenden ein furioses Finale. Ich empfehle die Reihe an alle weiter, die eine erstklassige Fantasy lesen möchten.


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