Übersetzer aus dem Englischen: Rainer Schumacher
Erscheinungsdatum: 29.11.2024
Verlag: Lübbe (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Paperback
SBN: 9783757700966
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An dem Thriller „Die Frau des Serienkillers“, aus der Feder
von Alice Hunter, hat mich interessiert, ob die Handlung einen hohen
Spannungsbogen aufweisen kann, wenn der Titel bereits Aussagen über den Täter
macht. Außerdem wollte ich mehr darüber erfahren, welche Rolle der Frau des
Mörders zukommt. Die Geschichte spielt zum größten Teil in Banbury, einer
Kleinstadt vor den Toren Londons.
Die Hauptfiguren Beth und Tom Hardcastle führen eine nach
außen hin perfekte Ehe. Sie haben eine dreijährige Tochter und wohnen in einer
Gegend, in der man seine Nachbarschaft kennt. Tom pendelt jeden Tag bis London,
wo er in einer Bank arbeitet, während Beth in Banbury ein Café betreibt. Eines
Tages wird Tom, nach einer verspäteten Heimkehr, zu Hause von der Polizei aufgesucht
und mitgenommen. Zunächst heißt es, dass er nur ein paar Fragen zum spurlosen
Verschwinden einer früheren Freundin von ihm beantworten soll. Schließlich wird
er jedoch in Haft gesetzt.
Für Beth ist die Situation verstörend. Sie versucht ihren
Mann vor dem Klatsch und Tratsch im Umfeld zu verteidigen, damit ihre Familie
nicht in Verruf gerät. Gleichzeitig kämpft sie dafür, Imageschaden von ihrem
Café fernzuhalten. Ihrer kleinen Tochter verheimlicht sie den Grund der
Abwesenheit ihres Vaters. Sie will alles dafür tun, damit ihr Kind nicht stigmatisiert
wird.
Die Geschichte wird hauptsächlich von Beth aus der
Ich-Perspektive über die gegenwärtigen Ereignisse geschildert.
Interessanterweise wechseln die Kapitel hin und wieder auch zu Tom, der darin
von sich erzählt. Später erfährt man in Rückblicken mehr und mehr über die
Ehejahre der beiden. Beinahe jedes der kurzen Abschnitte endet mit einer
Andeutung, die den Lesenden veranlasst, rasch weiterzulesen, um die Information
einordnen zu können. Am Anfang könnte man daran zweifeln, dass Tom ein
Verbrechen begangen hat, denn er wird als smarte Person beschrieben. Langsam
kristallisiert sich das Motiv von ihm als Täter heraus. Später erfährt man, wie
es ihm gelungen ist, nach außen hin unbescholten zu bleiben.
Die Autorin liefert mit dem Buch ihr Debüt ab. Sie ist
Psychologin und hat mit Strafgefangenen gearbeitet. Ihr Wissen über die
Denkweise von Tätern hat sie in den Thriller einfließen lassen, wodurch das
Handeln der Personen authentisch erscheint. Sehr bald wird dem Lesenden
bewusst, dass Beth ebenfalls Geheimnisse haben muss. Es ist jedoch bis zuletzt
kaum zu ahnen, in welchem Ausmaß die Protagonistin nicht nur eine Tatsache
verbirgt.
Der Thriller „Die Frau des Serienkillers“ von Alice Hunter hält die Spannung bis zum Schluss, der nochmals mit einer Wendung aufwartet. Daraus wird auch das stellenweise eigenwillige Verhalten von Beth verständlicher. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.