Autorin: Anne Cathrine Bomann
Übersetzerin aus dem Dänischen: Franziska Hüther
Verlag hanserblau (Link zur Buchseite des Verlags)
ISBN: 9783446281547
Der Titel „Rosa“ auf dem orangefarbigen Cover des
gleichnamigen Buchs von Anne Cathrine Bomann überrascht. Es ist der Name des
Oktopus, dessen Pflege die Protagonistin Vigga bei ihrem
Beschäftigungsverhältnis im Ozeaneum in Kastrup, einem Stadtteil einer Vorstadt
von Kopenhagen, übernimmt. Dementsprechend ziert ein blauer Krake den
Buchdeckel.
Vigga hat bisher nur in Jobs gearbeitet, die das Jobcenter
ihr zugewiesen hat. Diesmal ist es eine halbjährige Tätigkeit im Aquarium, die
ihr angeboten wird. Bereits zu Beginn ihrer Arbeit stellt sie sich die Frage,
wie lange es dauert, bis sie kündigt oder gekündigt wird. Schnell ist sie
gelangweilt, findet aber nicht aus dem Kokon, den sie selbst um sich herum
gesponnen hat. Sie sucht das Alleinsein, denn dann kann niemand sie mit Worten
verletzten. Inzwischen kommt sie besser mit dem Gefühl emotionaler Taubheit
zurecht, das sie seit ihrer Kindheit begleitet.
Erst vor wenigen Jahren hat sie Freundschaft mit der etwa
gleichaltrigen Maiken geschlossen. Die beiden sind nicht immer einer Meinung,
aber sie respektieren sich in besonderem Maße. Sie lachen gemeinsam, gehen
zusammen auf Reisen und sie besuchen verschiedene Aktivitäten. Während sie im
Ozeaneum arbeitet, wird ihre beste Freundin schwanger. Vigga muss sich auf zukünftige
neue Verhältnisse in der vertrauensvollen Beziehung einstellen. Gleichzeitig
wird ihr an ihrer Arbeitsstelle die Betreuung des Oktopus Rosa übertragen. Feinfühlig
beschäftigt sie sich mit der Lebensform der Kraken und versucht sich in Rosa
einzudenken. Sie hinterfragt die Art und Weise der Unterbringung im Aqauarium
hinter Schaugläsern. Durch Viggas Recherchen zu Tintenfischen erfuhr auch ich
als Leserin einige interessante Details über Oktopusse.
Anne Cathrine Bomann gelingt es auf sensible Weise die
Eigenwilligkeit ihrer Hauptfigur herauszustellen. Vigga ist immer wieder
zurückgewiesen worden und war zahlreichen Konflikten ausgesetzt. Daher
beobachtet sie andere Menschen, um sich deren Verhalten anzueignen und es
selbst in ähnlichen Situationen zu zeigen. Kraken sind Einzelgänger, daher
glaubt sie in Rosa etwas von ihrem eigenen Charakter wiederzufinden. Statt sich
anzupassen, zeigt der Kraken seinen eigenen Willen bis zum Schluss und lässt
sich von außen nicht beeinflussen. Für Vigga wird Rosa zum Antrieb, Neues
auszuprobieren.
Mit dem einfühlsam geschriebenen Roman „Rosa“ zeigt Anne
Cathrine Bomann, dass eine Veränderung jenseits der selbst gesetzten Grenzen
gelingen kann. Gerne empfehle ich das Buch weiter.