In seinem Debütroman „Klapper“ nimmt Kurt Prödel den
Lesenden mit in das Jahr 2011, als seine Titelfigur die neue Klassenkameradin Vivi-Marie
kennenlernt, die sich „Bär“ nennen lässt. Jahre später, im Frühjahr 2025, sitzt
Klapper, der mit bürgerlichem Namen Thomas heißt, vor seinem Rechner. Er möchte
den Wert seiner virtuellen Waffen eines Computerspiels überprüfen, das er
früher häufig gespielt hat. Dabei fällt ihm das Profilbild einer Mitspielerin
auf. Es gehört zum Account von Bär unter dem der Vermerk steht, dass die
Gamerin seit mehr als dreizehn Jahren offline ist. Für mich als Leserin stellte
sich die Frage, welcher Umstand dazu geführt hat.
Klapper ist ein Außenseiter in seiner Klasse. Er ist ein
Nerd, der die gesamten Schulferien in seinem Zimmer vor dem PC verbringt. Seinen
Spitznamen verdankt er den deutlich hörbaren Klickgeräuschen seiner Gelenke,
was ihn häufig zum Ziel von Spottversen macht. Das ändert sich, als Bär sich im
Unterricht neben ihn setzt und sich bei einer Auseinandersetzung mit einem
Mitschüler auf seine Seite schlägt.
Mit seinen Eltern wohnt Thomas in einem Neubaugebiet am Rande
einer Kleinstadt im Westen Deutschlands. Vivi-Marie hingegen lebt in einer
wohlhabenderen Gegend. In ihrem Zimmer unter dem Dach widmet sie sich genauso
leidenschaftlich wie Thomas dem Gaming. Sie ist groß und kräftig. Im Vergleich
zu Klapper ist sie kommunikationsfreudiger und integriert sich rasch in die
Klassengemeinschaft. Sie bemüht sich, ihn aus seiner Zurückgezogenheit
herauszuholen.
Die Erzählung wechselt zwischen zwei Zeitebenen, wobei die
Gegenwart in nur wenigen Szenen beleuchtet wird. Sowohl Klapper als auch Bär
sind gut konstruierte, interessante Hauptfiguren. Bei Vivi-Marie fehlte mir
aber manchmal eine genauere Erklärung für ihre Ansichten, wodurch ich ihre
Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte.
Die Beschreibung des Geschehens erscheint aus dem Leben
gegriffen. Fast jeder Lesende, der zu Beginn der 2010er Jahre aufgewachsen ist,
kennt vermutlich jemanden wie Klapper. Ich konnte mich gut in ihn und sein
Umfeld einfühlen. Am Ende der Geschichte überrascht der Roman mit einer
unerwarteten Wendung.
In seinem Roman „Klapper“ erzählt Kurt Prödel von einer Freundschaft zweier Computerfreaks, die dabei sind, sich selbst zu finden. Vor allem der Schluss sorgt dafür, dass die Geschichte nachhallt. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.