Dienstag, 22. April 2025

Rezension: Lucid Fate - Was, wenn wir nicht sterben? von Nina Martin

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Lucid Fate - Was, wenn wir nicht sterben? 
(Band 3 von 3)
Autorin: Nina Martin
empfohlen ab 14 Jahren
Erscheinungsdatum: 12.03.2025
Verlag: Fischer Sauerländer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover
ISBN: 9783737343053
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Die Contemporary-Fantasy „Lucid Fate“ ist der dritte und abschließende Band der Trilogie von Nina Martin, in der die Traumwelt Somna und die wache Welt Corpora auf faszinierende Weise miteinander verwoben sind. Der Untertitel Was, wenn wir nicht sterben?“ ist treffend gewählt, denn die beiden Protagonistinnen und Traumgängerinnen Ria und Selena sind überzeugt, dass es nicht möglich sein wird, ohne ihren Tod die beiden Welten wieder zu trennen, die sich gerade erst vereint haben. Auch Eric, der wie die zwei Frauen ein Morphist ist, also die Welten verändern kann, würde dazu sterben müssen. 

Es ist erst zwei Wochen her, dass Somna und Corpora verschmolzen sind. Seitdem gelten manche physikalische Gesetzte nicht mehr, was zu einer zunehmend chaotischen und unberechenbaren Welt führt. Während Eric, der früher mit Ria und Selena befreundet war, sich aber schließlich zu ihrem erbitterten Gegner gewandelt hat, für seine Schutzzonen wirbt, tauchen Ria und Selena unter. Nachdem sie ihre Familien in Sicherheit gebracht haben, leben sie im Verborgenen. Sie sind sich allerdings bewusst, dass Eric sie über kurz oder lang aufspüren wird, um die uneingeschränkte Kontrolle über beide Welten zu erlangen. Währenddessen sorgen die Traumwandlungen der Menschen zu wachsender Instabilität.

„Lucid Fate“ steht den zwei vorigen Büchern der Serie in Sachen Spannung in nichts nach. Erneut sind sich Ria und Selena unsicher über ihr weiteres Vorgehen, was sie nicht nur angreifbar, sondern auch nahbar macht. Die Vereinigung der Welten hat dazu geführt, dass einige Traumgänger ihre Meinung über die beiden Morphistinnen geändert haben. Dennoch müssen die zwei jungen Frauen aufpassen, wem sie ihr Vertrauen schenken. Die Geschichte ist vielschichtig und treibt die Hauptfiguren an den Rand ihres Könnens, denn geschickt setzt Eric seine Kräfte dafür ein, seine Gegenspielerinnen an ihrem wunden Punkt zu treffen: den von ihnen geliebten Personen. 

Nina Martin gelingt in ihrem Buch „Lucid Fate“ ein fesselndes Finale. Sie wirft aber auch die tiefgründige Frage auf, wie wir mit der Vorstellung des Todes umgehen, wenn er ausausweichlich erscheint, aber auch vermeidbar wäre. Ria und Selena schwanken zwischen der Bereitschaft, sich heldenhaft für die Menschheit zu opfern, hin zum Respekt und der Ehrfurcht vor diesem großen Schritt, denn eigentlich möchten sie ihr Leben in Frieden an der Seite der jeweils geliebten Person verbringen. Für die Lesenden ergibt sich daraus ein Hoffen und Bangen über die Entscheidung bis zum Schluss, der in einem großen Showdown endet. Ein spannungsgeladenes und emotionales Ende der Trilogie, die ich gerne den Fans der Reihe empfehle.

Freitag, 18. April 2025

Rezension: Heimweh im Paradies - Thomas Mann in Kalifornien von Martin Mittelmeier

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Heimweh im Paradies - Thomas Mann in Kalifornien
Autor: Martin Mittelmeier
Erscheinungsdatum: 11.03.2025
Verlag: Dumont (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783755800330
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In seinem Buch „Heimweh im Paradies“ erzählt Martin Mittelmeier von den Jahren, in denen Thomas Mann in Kalifornien gelebt hat. Aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Frau und seiner kritischen Stellung zum NS-Regime wanderte seine Familie zunächst in die Schweiz aus. Im Frühjahr 1938 unternahm der renommierte Schriftsteller eine Vortragsreise von der Ost- zur Westküste der Vereinigten Staaten, nachdem er das Land bereits mehrfach besucht hatte. Dabei legt er einen Monat Pause in Los Angeles ein. 
Als er in Princeton eine Gastprofessur erhält, lässt er sich ab Herbst 1938 dort nieder. Jedoch zieht es ihn an die Westküste. 1941 mietet er ein Haus in einem Stadtteil von LA mit Garten und Swimmingpool. Nur ein Jahr später zieht er in ein für ihn und seine Familie entworfenes und erbautes Haus, das nur eine halbe Stunde Fußweg von seiner bisherigen Residenz entfernt liegt. Es wird bis zu seiner Rückkehr nach Europa im Jahr 1952 sein Wohnsitz bleiben. 
In 22 Kapiteln, die bis ins Jahr 1952 reichen, schaut der Autor auf das jeweilige Werk, an dem Thomas Mann arbeitet, auf die weltpolitischen Entwicklungen und auf die Freunde, Freundinnen und Bekannten mit denen der Schriftsteller Umgang pflegt. Viele der in die USA emigrierten, deutschsprachigen Künstler und Wissenschaftler kennen einander. Thomas Mann ist mit Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht, Vicky Baum, Theodor W. Adorno, Bruno Walter, Arnold Schönberg mehr oder weniger befreundet. Gelegentlich kommt es jedoch zu Spannungen zwischen ihnen vor allem aufgrund des unterschiedlichen Erfolgs und der daraus resultierenden finanziellen Situation. Anders als mancher seiner Kolleginnen und einigen seiner Kollegen gelingt es dem Schriftsteller sich seine Kultur auch im Exil zu erhalten. 
Das Schlusskapitel gibt einen Überblick in kurzer Form darüber, wie sich das Leben der Wegbegleiter von Thomas Mann nach den Jahren des Exils in den Vereinigten Staaten weiterentwickelt hat. Am Ende des Buchs wird auf eine Webseite des Dumont Verlags hingewiesen, auf der sich zahlreiche Anmerkungen und Quellen zu den Kapiteln nachlesen lassen. „Heimweh im Paradies“ ist als Sachbuch konzipiert und wendet sich vor allem an diejenigen, die sich über die Werke von Thomas Mann hinaus mit einem bewegenden Abschnitt in dessen Leben beschäftigen möchten.

Donnerstag, 10. April 2025

Informationen zum Roman "Hoffnung in stürmischer Zeit", Band 1 des "Ferne Heimat"-Zweiteilers

 

„Ferne Heimat, Zweiteiler
Band 1: Hoffnung in stürmischer Zeit“

Autorin: Ingrid Eßer
Genre: Historischer Roman/Schicksalsroman
Zielgruppe: Erwachsene
Klappentext: Aufgrund der näher rückenden Frontlinie werden in der Endphase des Zweiten Weltkriegs Orte im Rheinland evakuiert. Anna trifft die schwierige Entscheidung, die Heimat mit einem letzten Sonderzug mit ungewissem Ziel zu verlassen. Die Fahrt führt sie in die Niederlausitz, wo sie unermüdlich versucht, ihre sieben Kinder vor den Schrecken des Krieges zu bewahren. Inmitten der Wirren erlebt ihre älteste Tochter Liesel währenddessen eine erste zaghafte Liebe.


Ein Bild, das Text, Buch, Handschrift, Papierprodukt enthält.

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  • Ein bewegender historischer Roman über Flucht, Liebe und Überlebenswillen im Zweiten Weltkrieg    
  • Die emotionale Geschichte einer Mutter und ihrer Kinder: Zwischen Verlust und Hoffnung
  • Inspiriert von wahren Begebenheiten berührt dieser

    Roman durch seine intensive Atmosphäre

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Buchhandlungen schreiben für ein kostenfreies Leseexemplar an: buchhandel@bod.de




„Der September 1944 war für uns alle eine Zeit schwerster Prüfung. […] Ein dumpfer Druck lag auf den Menschen; denn das Gespenst „Flucht“ zeigte sein höhnisches Gesicht.“ Magdalena, Mutter der Autorin, im Oktober 1946

 


 

Erscheinungstermin:

24.03.2025

Seitenzahl:

284

Format:

Paperback, strukturgeprägt

ISBN:

9783842374836

Verkaufspreis:

E-Book ISBN

14,99 EUR

9783769386653
bis 21.05 4,99 EUR,
später 7,99 EUR

 

 

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VITA: Ingrid Eßer, Jahrgang 1963, ist in einem Dorf im Rheinland, einem der (Haupt-)Handlungs-orte ihres Roman-Zweiteilers ‚Ferne Heimat‘, aufgewachsen. Sie studierte Wirtschaftswissen-schaften mit Schwerpunkt Finanzwirtschaft sowie den Nebenfächern Wirtschaftsinformatik und Psychologie und arbeitete im Steuerbüro und in der Verwaltung. Seit 2012 betreibt sie gemeinsam mit ihrer Tochter den Bücherblog ‚Buchsichten‘. Von Jugend an interessiert sie sich für die Geschichte ihrer Familie. Sie lebt mit ihrem Mann im Kreis Heinsberg.
Mail: autorin.i.esser@gmx.de
Instagram: @buchsichten

 

Das Buch ist bei Buchhandlungen vor Ort und Online-Buchhandlungen bestellbar. Als Autorin verkaufe ich selbst keine Bücher.

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Sonntag, 6. April 2025

Rezension: Bis die Sonne scheint von Christian Schünemann

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Bis die Sonne scheint
Autor: Christian Schünemann
Erscheinungsdatum: 26.02.2025
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783257615593

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Trotz knapper finanzieller Mittel macht sich Familie Hormann in den 1980er Jahren auf den Weg in den Süden und fährt so lange „Bis die Sonne scheint“. Der gleichnamige autobiografische Roman von Christian Schünemann erzählt die Geschichte seiner Familie über mehrere Generationen hinweg, bis hin zu seinen Großeltern. Die Namen hat der Autor geändert.

Kurz vor der Konfirmation des 15-jährigen Daniel Hormanns, der als Alter Ego des Autors fungiert, regnet es wieder durch das marode Dach des Elternhauses. Daniel lebt mit seinen Eltern und drei Geschwistern auf dem Land in der Nähe von Bremen. An diesem Abend belauscht er ein Gespräch seines Vaters mit seiner Mutter aus dem er schließt, dass deren Probleme gravierender sind, als er bisher ahnte und vermutet, dass es Sorgen finanzieller Art sind. In Erwartung seines anstehenden großen Fests hatte Daniel sich darauf gefreut, schick eingekleidet zu werden. Außerdem hatte er gehofft, viele Verwandte einladen zu können, die ihn großzügig mit hohen Geldsummen beschenken würden. Während innerhalb der Familie an allen Ecken gespart wird, bemühen sich seine Eltern, nach außen den schönen Schein von gut Verdienenden zu wahren.

Der Autor spannt in seiner Familiengeschichte einen weiten Bogen. Seine in Oberschlesien geborene und später heimatvertriebene Mutter Marlene hat sich Mitte der 1950er Jahre den Wunsch nach Abitur und Studium nicht erfüllen können. Stattdessen musste sie auf Gehiß ihrer Mutter mit ihrem Gehalt zum Familieneinkommen beitragen. Die Mutter von Daniels Vater Siegfried dagegen hat sich seit der Weltkriegszeit von ihren Kindern und ihrem Mann distanziert. Siegfried selbst hat sich für eine Beamtenlaufbahn entschieden, träumte aber insgeheim davon, Opernsänger zu werden. Sowohl Marlene als auch Siegfried sind überzeugt, dass das Leben noch mehr für sie bereithält. Auch wenn aktuell kein finanzielles Polster vorhanden ist, halten sie weiterhin an Träumen fest, die sich aber im Laufe der Zeit geändert haben.

Gerne habe ich mich als Leserin mit in die 1980er Jahre nehmen lassen. Weil ich im Alter der ältesten Tochter der Familie Hormann bin, konnte ich dank der zahlreichen Details über diese Zeit in Erinnerungen schwelgen. Christian Schünemann lässt das Lebensgefühl der damaligen Zeit authentisch aufleben, unter anderem durch die Erwähnung von Filmen und Musiktiteln. Nach den entbehrungsreichen Kriegs- und Nachkriegsjahren ermöglicht inzwischen der wirtschaftliche Aufschwung, dass ein Durchschnittverdiener sich einiges leisten kann. Technologische Fortschritte machen die Zukunft spannend. Die Kapitel, die in den 80er Jahren spielen und von Daniel in Ich-Perspektive erzählt werden, unterscheiden sich von denen mit Rückblicken auf die Familiengeschichte in auktorialen Erzählform durch eine Überschrift mit französischen Vokabeln.

Der Roman „Bis die Sonne scheint“ von Christian Schünemann berührt mit Begebenheiten innerhalb der Familie des Autors, die über fünf Jahrzehnte zurückreichen. Durch die gewählte Ich-Erzählform des Protagonisten, der den Autor verkörpert, wurden dessen Gefühle deutlich über das diffuse Verhalten seiner Eltern, die bemüht waren, sich nach außen hin nicht von anderen Familien abheben zu wollen. Gleichzeitig möchten sie sich aber dennoch ihre Träume von einem schönen erfüllten Lebens nicht nehmen lassen. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

Mittwoch, 2. April 2025

Rezension: Unter Grund von Annegret Leipold

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Unter Grund
Autorin: Annegret Liepol
Erscheinungsdatum: 26.02.2025
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband)
ISBN: 9783896677662
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Franziska Fuchsberger, genannt Franka, ist die Protagonistin im Roman „Unter Grund“ von Annegret Liepold. Die 27-jährige Referendarin an einer Volksschule lebt seit 2017 in einer Wohngemeinschaft mit Hannah, die als Journalistin über den NSU-Prozess in München berichtet. Als Franka mit ihrer Schulklasse eine der Sitzungen besucht, schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit ab, zu einer Zeit, in der sie sich mit Freunden aus der rechten Szene umgab. Von diesem Kapitel ihres Lebens weiß aktuell aber niemand in ihrem Umfeld. Spontan beschließt sie, in ihr Heimatdorf in der Nähe von Erlangen zu fahren. Ihre Mutter und ihre Tante leben dort immer noch, aber ihre Großmutter, von allen als „Fuchsin“ bezeichnet, ist vor einigen Jahren verstorben. Über deren Leben liegt ein Geheimnis, das erst im Verlauf der Geschichte enthüllt wird.

Als Franka elf Jahre alt war, ist ihr Vater gestorben. Mit ihm ist sie viel durch die Natur gestreift und hat ihm dabei geholfen, den familieneigenen Weiher abzufischen. Sie hat gute Schulnoten, auf die ihr Vater sicher stolz wäre, aber keine bemerkenswerten Freundschaften. Die Beziehung zu ihrer Mutter ist kompliziert und viele Dinge zwischen ihnen bleiben unausgesprochen. Als sie Leon kennenlernt, der eines Tages ins Dorf zieht, erfährt sie zum echte Aufmerksamkeit. Während der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland gerät ihre Beziehung in eine Krise. Sie findet Anschluss bei Janna und Patrick. Die beiden sind der Ansicht, dass man eine Meinung nicht nur in der Öffentlichkeit äußern, sondern auch aktionsmäßig durchsetzen sollte. Zum ersten Mal fühlt Franka sich einer Gruppe zugehörig.

Bis zu ihrem Besuch des Prozesses hat sie über ihre Vergangenheit geschwiegen. Innerlich hat sie sich von den früheren Geschehnissen zwar distanziert, aber nicht im Einzelnen damit auseinandergesetzt. Nun aber drängen die Erinnerungen an die Oberfläche und fordern sie heraus, sich den Begebenheiten von damals zu stellen, denn sie will ihr jetziges Leben nicht erneut hinter sich lassen. Es ist nicht immer leicht, den zeitlichen Sprüngen zwischen den Abschnitten zu folgen. Ich hätte mir eine weitere Darstellung dazu gewünscht, ob das Familiengeheimnis einen Bezug zur Entwicklung der extremen Einstellungen von Franka als Jugendliche hat. Im Anhang finden sich ein Glossar und Verweise zu den im Text verwendeten Begrifflichkeiten des rechten Gedankenguts, die zur Verdeutlichung unumgänglich sind.

Annegret Liepolds zeigt mit ihrem Roman „Unter Grund“ ein Beispiel dafür, welche Mechanismen eine Radikalisierung in kurzer Zeit begünstigen können. Sie greift damit ein hochaktuelles und wichtiges Thema auf. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung. 

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